German text
Modernized spelling:
1 Gleichwie ein Hirsch eilt mit Begier
zum Wasser, sich zu frischen,
so schreit mein Seele, Gott zu dir,
nach Gott mein Seele dürstet,
des Lebens Gott liegt mir im Sinn,
ach, wann werd ich kommen dahin,
dass ich sein Antlitz schaue.
2 Mein täglich Speise Tränen seind,
Mein Leid ich in mich fresse,
Wenn ich muss hören von mein Feind,
Gott hab mein gar vergessen,
Von solchem Spott bricht mir mein Herz,
Drum ich's für Gott ausschütt mit Schmerz,
Ihm meine Not zu klagen.
3 Wie gerne wollt ich mit hingehn,
Zum Hause Gottes wallen,
Dass ich möcht bei dem Haufen stehn,
Der dich, Herr, preist mit Schalle,
Zu danken in der großen Gmein
Mit Frohlocken dem Namen dein,
Wär meines Herzens Freude.
4 Was btrübst du dich doch mein Seel/
Hast Unruh früh und spate?
Harr nur auff Gott, allm Ungefäll
Weiß er gar wohl zu raten,
Ich bin's gewiss, Gott läßt mich nicht,
Hilft mir mit seinem Angesicht,
Des werd ich ihm noch danken.
|
5 Ach Gott, mein Seel ist sehr betrübt,
Führt manche sehnlich Klage,
Dagegen dies den Trost mir gibt,
Du hältst g'wiß dein Zusage,
Den Berg Zion und Hermonim,
Da man hört deines Wortes Stimm,
Hast du dein Volk gegeben.
6 Der Trübsal Flut rauschen daher,
Ein Leid das ander reget,
Gleichwie auf ungestümem Meer
Ein Well die ander schläget,
Täglich verspricht Gott seine Gnad,
Dafür lob ich früh und spat,
Ruf an den Gott meins Lebens.
7 Ich sag: Du bist mein Fels, mein Hort
Warum hast mein vergessen?
Ich muss mich grämen fort und fort,
Wenn meine Feind mich pressen,
Es gehet mir durch Mark und Bein,
Dass ich der Feinde Spott muß sein,
Die mir Gotts Gnad absagen.
8 Was btrübst du dich doch, meine Seel,
Hast Unruh früh und spate?
Harr nur auf Gott, allm Ungefäll
Weiß er gar wohl zu raten,
Ich bin's gewiss, Gott läßt mich nicht,
Tut Hilfe meinem Angesicht,
Des werd ich ihm noch danken.
|
German text
Original spelling:
1 Gleichwie ein Hirsch eilt mit Begier/
zum Wasser, sich zu frischen/
so schreyt mein Seele, Gott zu dir/
nach Gott mein Seele dürstet/
des Lebens Gott liegt mir im Sinn/
ach, wenn werd ich kommen dahin/
daß ich sein Antlitz schaue.
2 Mein täglich Speise Thränen seynd,
Mein Leid ich in mich fresse/
Wenn ich mus hören von mein Feind/
Gott hab mein gar vergessen.
Von solchem Spott bricht mir mein Hertz,
Drumb ichs für GOtt ausschütt mit Schmertz,
Ihm meine Noth zu klagen.
3 Wie gerne wolt ich mit hingehn,
Zum Hause Gottes wallen/
Daß ich möcht bey dem Hauffen stehn/
Der dich, HErr, preist mit Schalle/
Zu dancken in der grossen Gmein
Mit Frohlocken dem Namen dein/
Wär meines Hertzens Freude.
4 Was btrübstu dich doch meine Seel/
Hast Unruh früh und spate?
Harr nur auff Gott/ allm Ungefell
Weis er gar wohl zu rathen/
Ich bins gewiß, GOtt lest mich nicht/
Hilfft mir mit seinem Angesicht/
Des werd ich ihm noch dancken.
|
5 Ach GOtt mein Seel ist sehr betrübt/
Führt manche sehnlich Klage/
Dargegen diß den Trost mir giebt,
Du heltst gwiß dein Zusage/
Den Berg Zion und Hermonim/
Da man hört deines Wortes Stimm/
Hastu dein Volck gegeben.
6 Der Trübsal Flut rauschen daher/
Ein Leid das ander reget/
Gleichwie auff ungestümem Meer
Ein Well die ander schleget.
Täglich verspricht GOtt seine Gnad/
Dafür lob ich früh und spat/
Ruff an den Gott meins Lebens.
7 Ich sag: Du bist mein Fels/ mein Hort/
Warumb hast mein vergessen?
Ich muß mich grämen fort und fort/
Wenn meine Feind mich pressen/
Es gehet mir durch Marck und Bein/
Daß ich der Feinde Spott muß seyn/
Die mir Gotts Gnad absagen.
8 Was btrübstu dich doch, meine Seel,
Hast Unruh früh und spate?
Harr nur auff Gott/ allm Ungefell
Weis er gar wohl zu rathen,
Ich bin's gewis, Gott leßt mich nicht/
Thut Hülffe meinem Angesicht,
Des werd ich ihm noch dancken.
|